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Risiken

Die Wirkung einer psychotropen Substanz - sowohl einer legalen als auch einer illegalen Droge - ist von verschiedenen Bedingungen abhängig, insbesondere von

  • der seelischen und körperlichen Verfassung der konsumierenden Person,
  • den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich auf die Herstellung, die Produktion und Qualitätskontrolle, die Möglichkeit des Erwerbs, den Preis und die Verfügbarkeit auswirken sowie
  • dem Wirkstoff der Drogen selbst und dessen Dosierung.

Die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf die seelische und körperliche Verfassung von Konsument*innen sind von verschiedenen Faktoren abhängig und individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Die körperlichen unerwünschten Wirkungen des Cannabiskonsums lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Pulsbeschleunigung,
  • Blutgefäßerweiterung,
  • Abfall des Blutdrucks,
  • Mundtrockenheit,
  • Bindehautreizung,
  • Placentagängigkeit und in der Muttermilch enthalten,
  • bisweilen Übelkeit und Erbrechen, z.T. verstopfend wirkend (obstipierend),
  • bei Inhalation z.B. durch Marihuana-Zigaretten: Schädigung der Atmungsorgane durch Rauch und Teer, der krebserregendes Benzpyren enthält ähnlich Tabak-Zigaretten.

Die Bedeutung der körperlichen Wirkungen für die einzelne konsumierende Person ist unterschiedlich. Je nach Art und Ausmaß z.B. einer Vorschädigung des Herzens kann sich ein Blutdruckabfall und eine Pulsfrequenzbeschleunigung negativ auswirken, bei Patient*innen mit koronarer Herzkrankheit ist aufgrund des gefäßerweiternden Affektes jedoch auch ein positiver Effekt möglich.

09.08.2019

Gesundheitliche und soziale Risiken

Die unerwünschten Wirkungen können bei einfachem Konsum zutage treten, sind jedoch überwiegend erst bei häufigerem Konsum spür- bzw. messbar.

Die psychischen unerwünschten Wirkungen betreffen vor allem

  • Personen, die in erhöhtem Maße gefährdet sind, an einer Psychose zu erkranken,
  • Personen, die in ihrer Lebensgeschichte bereits an einer Psychose erkrankt sind mit dem erhöhten Risiko des Wiederauftretens dieser Erkrankung,
  • Personen mit frühem Einstiegsalter und kontinuierlichem Cannabiskonsum (15 Jahre und jünger)
    Ca. zwei Drittel der in Studien untersuchten Cannabisabhängigen weisen eine psychiatrische Komorbidität auf:
    • soziale Anpassungsstörungen,
    • Persönlichkeits- und Verhaltensstörung,
    • Angststörung,
    • affektive Störung,
    • Mehrfachabhängigkeit, ADHS, schizophrene und schizoaffektive Psychosen.
  • Die Grenzen zwischen der Comorbidität und den Folgestörungen des Cannabiskonsums und der -abhängigkeit sind fließend, die Behandlung problematischen und abhängigen Cannabiskonsums muss deshalb mehrdimensional sein.
    Für den Ausbruch einer Psychose kann Cannabiskonsum nicht als einzige Ursache verantwortlich gemacht werden. Nach heutigem Verständnis gemäß dem biopsychosozialen Modell von Ciompi und dem Vulnerabilitätskonzept von Zubin kann Cannabiskonsum jedoch für Menschen, deren generelles Risiko, an einer Psychose zu erkranken, gegenüber der Durchschnittsbevölkerung erhöht ist, zum krankheitsauslösenden Faktor werden.
  • Andere wesentliche Faktoren betreffen die soziale, biologische (körperliche) und psychische Ebene wie z.B. Tod einer nahestehenden Person, Lösung von den Eltern, Eintritt in das Berufsleben, schwere Unfälle, Krankheiten, Folter oder soziale Konflikte. All diese und viele andere Faktoren können zum krankheitsauslösenden Faktor bei einer Psychose werden, Cannabiskonsum kann u.U. für manche Menschen zu einem solchen Faktor werden.
  • Konzentrationsfähigkeit und Fahrtüchtigkeit, also die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und Maschinen, sind unter Cannabiskonsum herabgesetzt.
  • Die Gefährdung vor allem für jugendliche Cannabiskonsument*innen angesichts stark erhöhter THC-Konzentration im Vergleich zu früheren Jahren wird fachlich kontrovers diskutiert. Angesichts einer vergleichenden Untersuchung internationaler Studien kann ein erhebliches Risiko nicht ausgeschlossen werden, dass Cannabiskonsument*innen massive psychosoziale Schwierigkeiten aufweisen. Ein deutlicher genereller Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychosozialen Problemen hat sich jedoch nicht nachweisen lassen.
    Im Einzelfall kann das Risiko z.B. psychotisch zu dekompensieren oder anhaltende psychiatrische Probleme zu entwickeln deutlich erhöht sein in Abhängigkeit von der seelischen und körperlichen Verfassung, der sozialen Situation, den Konsumgewohnheiten und der konsumierten Substanz und Menge.
  • Ein wesentlicher Effekt des Cannabiskonsums ist die Steigerung des Appetits. Diese Wirkung ist sowohl im positiven Sinne therapeutisch nutzbar als auch im Einzelfall als unerwünschte Wirkung zu betrachten.
  • Bei häufigem Cannabiskonsum vor Beginn der Pubertät kann die Hormonsekretion der Hypophyse beeinflusst und der Eintritt der Pubertät möglicherweise verzögert werden.
  • Experimentelle Untersuchungen zeigten verschiedene Effekte im Bereich des Immunsystems (Entzündungshemmung, Immunsuppression), der Hormone und der Fruchtbarkeit, deren klinische Bedeutung für die Gesundheit jedoch vermutlich gering ist.
  • Der Effekt der Gefäßerweiterung und Pulsfrequenzbeschleunigung schwächt sich bei häufigem Konsum ab im Sinne einer Toleranzentwicklung, der appetitsteigernde Effekt jedoch nicht.
  • Vereinzelt beschriebene Schädigungen des Immunsystems, Absenkung des Testosteronspiegels und Auftreten von Chromosomenschäden infolge Cannabiskonsums werden der Vollständigkeit halber erwähnt, sind jedoch wissenschaftlich umstritten.
  • Konsumieren Frauen während der Schwangerschaft Cannabis, treten die Cannabisinhaltsstoffe auch in den Kreislauf des Embryo bzw. Fetus über. Sie scheinen nicht zu kindlichen Fehlbildungen zu führen, jedoch kann ein ungünstiger Effekt auf die kindliche Hirnentwicklung und die Entwicklung der Denkfunktionen nicht ausgeschlossen werden.
  • Mischkonsum von Cannabis und Alkohol kann dazu führen, dass die Alkoholwirkung verstärkt wird. Das kann zu Konzentrationsschwierigkeiten und anderen unangenehmen Wirkungen wie Benommenheit und Kreislaufproblemen führen.
16.08.2019

"Einstiegsdroge" - ja oder nein?

Hinter dem Begriff "Einstiegsdroge" verbirgt sich die Annahme, dass der Konsum von Cannabis mehr oder weniger zwangsläufig den Einstieg in den Konsum "harter" Drogen wie Heroin nach sich zieht. Zahlreiche Studien konnten den Umkehrschluss widerlegen, dass Cannabiskonsument*innen unweigerlich zum Heroin greifen werden.

Beim Blick auf den Gebrauch illegaler Drogen wird meist übersehen, dass der Einstieg in problematische Drogengebrauchsmuster in der Regel mit legalen Drogen wie Tabak und Alkohol beginnt. Eine wichtigte Rolle spielt auch die Bedeutung des "Images" einer Droge beim Erstkonsum und welche Erwartungen an die Wirkung geknüpft werden.

Der Gebrauch von Drogen - ob sie legal oder illegal sind - hängt immer von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die Zusammenhänge sind komplex und lassen sich nicht auf den Einfluss einer Substanz reduzieren. So stellen beispielsweise der Einfluss der Gleichaltrigen und der familiäre Hintergrund wichtige Aspekte dar. Generell spielen die soziokulturellen Lebensbedingungen eine Rolle für die Aufnahme des Konsums von legalen wie illegalen Drogen.
Cannabiskonsum ist heute nicht mehr ausschließlich in subkulturellen Drogenmilieus zu finden, sondern ist in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet.

Die Annahme, dass mit dem Konsum von Cannabis die Tür zur Welt der illegalen Drogen aufgestoßen wird und die Hemmschwelle zum Konsum weiterer "harter" Drogen sinkt, muss differenziert betrachtet werden.